Die etwas andere Party…

Erst einmal entschuldige ich mich dafür, dass ich mich erst jetzt wieder zu Wort melde. Die Woche im Landheim mit meinen Schülern war zwar sehr schön, aber auch sehr anstrengend und zu Hause hatte sich dann auch die Arbeit angehäuft. Zum Tragen meines „Falsch-Rum-Rockes“ kam ich gar nicht (vielen Dank für die vielen Kommentare und netten Worte), und neben der liegengebliebenen Arbeit „musste“ ich auch noch eine kleine Party vorbereiten:


Bei uns im Freundeskreis ist es gängig, dass der Gastgeber einen Grundstock an Getränken und Essen bereithält und meist jeder noch etwas mitbringt. Das finde ich eine sehr schöne und nette Vorgehensweise, da der Gastgeber dann nicht zu viel Arbeit hat und meist trotzdem für jeden Geschmack etwas dabei ist. Auch bringen die Menschen mit Unverträglichkeiten oder Ernährungsweisen meist entsprechende -wie der Schwabe sagt- Sächele mit, so dass auch sie den Abend über nicht hungern müssen.

Als ich zur letzten „Party“ (Fußballgucken mit meinen Mädels, die ich trainiere) eingeladen hatte, sah mein Wohnzimmer danach dann aber in weiten Teilen so aus:

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Soviel Müll produziere ich sonst selten und irgendwie hatte ich danach auch kein wirklich gutes Gefühl. (Den Couchtisch findet man übrigens hier.) Ich überlegte lange her, ob es unhöflich wäre, in der Einladung darauf hinzuweisen, dass man doch bitte verpackungsfreie Sächele mitbringen soll. Zumal nicht jeder die Zeit und Möglichkeit hat, entweder verpackungsfrei einzukaufen bzw. sich in die Küche zu stellen und etwas vorzubereiten. Nach Absprache mit meiner besseren Hälfte und einem kleinen Meinungsbild bei den engeren Freunden entschloss ich mich, diesen Hinweis in meinen Einladungstext aufzunehmen. Und auch wenn ich handgeschriebene bzw. „richtige“ Einladungen auf Papier wesentlich schöner und persönlicher finde, habe ich mich aus „Papier-wird-ja-doch-auch-Müll“-Gründen für die etwas unpersönlichere Einladung per Mail entschieden.

„… wer aber das Fingerfood-Buffet erweitern will, wird bestimmt nicht herausgeworfen. Allerdings habe ich da eine vielleicht seltsame Bitte: wir versuchen seit über einem Jahr Plastikmüll zu vermeiden und wagen uns grad schrittweise an den Zero-Waste-Haushalt heran. Es wäre also schön, wenn die mitgebrachten Sachen keinen (Plastik)Müll verursachen.“

Mit einem Zwinkersmiley meinte ich noch, wer sein Mitbringsel zu Hause in eine müllfreie Variante umpackt, muss mir das ja nicht unbedingt sagen. Auch wenn das natürlich nicht unbedingt Sinn der Sache ist, war es mir wichtig, die Stimmung etwas aufzulockern und die Bitte nicht als Zwang verstanden zu sehen.

Und was soll ich sagen: alle meine wirklich lieben und netten Gäste haben sich daran gehalten!!

Ich hatte Bier und Limonade in Bügelflaschen und ganz viele Baguettes besorgt. Vorbereitet hatte ich einmal gedünsteten Knobi und Tomaten, welches dann nach Belieben aufs Baguette geschmiert und im Ofen gebacken werden konnte, jeder so, wie er wollte. Meine Gäste brachten ganz viele verschieden Aufstriche mit: von einem Linsen-Aufstrich über Avocado-Karotte-Knobi-Irgendwas (sehr lecker) und Knobi-Quark ging die Auswahl zu Oliven und Fruchtspießen. Für die eher süßen gab es vegane Schokomuffins. Und das war dann auch schon unser Müll-Aufkommen: die Muffinpapiere und die Holzspießchen der Fruchtspieße.

 

Ich denke, das ist eine wirklich gute Bilanz, vor allem wenn man das Müllaufkommen davor betrachtet, als ich mich noch nicht traute, eine entsprechende Bitte zu formulieren. (Natürlich ginge es noch ganz ohne Müll, aber ganz ehrlich: Die Silikon-Muffin-Förmchen riechen wirklich sehr komisch und ich möchte nicht bei einer Muffinmassenproduktion mehrmals das Muffinblech auskratzen, putzen und neu einfetten. Da sind die Papierchen doch eine deutliche Arbeitserleichterung. Habt ihr da noch andere Ideen oder Möglichkeiten?)

Natürlich musste ich mir wegen meiner Einladung den ein oder anderen Ökospruch anhören, aber es war wirklich nie böse gemeint und jeder hat zumindest mal kurz (aber ohne sich als Umweltsünder rechtfertigen zu müssen oder sich angegriffen zu fühlen) über seine Müllbilanz nachgedacht. Auch über die Geschenke haben meine Gäste wirklich sehr kreativ nachgedacht, und so wurden die aufgeblasenen Luftballons mit einem Gummi verschlossen, damit ich sie nochmals benutzen kann. Und der Geschenkegeber meinte, zweimal könne man sie flicken, ab dem dritten Mal würde es schwer werden 🙂 Viele verpackten auch in Altpapier und banden das Geschenk mit einer Schnurr zu, ohne Tesa zu verwenden. Einfach so. Das fand ich wirklich sehr schön. Und von diesem Gefühl war ich wohl zu übermannt, dass ich kein Foto davon gemacht hatte. (Es gab aber auch nie wirklich Gelegenheit, ein Foto zu schießen.)

Alles in allem eine wirklich schöne Party und das bestimmt nicht, weil wir danach so wenig Müll aufräumen mussten. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, solche Anlässe zu nutzen, um auf eine nette Art und Weise solche Themen ein wenig ins Bewusstsein zu rücken. Irgendwann wird es normal. Wie beim Essen auch: Obwohl bis auf zwei Ausnahmen alle Gäste Omnivoren waren, hatte KEINER etwas mit Fleisch oder Wurst dabei und bis auf eine Ausnahme waren sogar alle „Sächele“ vegan. Und das, obwohl es in der Einladung nicht einmal einen scherzhaften Hinweis auf diese Eigenart der Gastgeber-Öko-Tante gab 🙂 Beschwer hat sich darüber übrigens keiner 🙂 Habe grade Lust, gleich nochmal eine Party zu geben. Wie wäre es mit einer Zero-Waste-Blogger-Party?!

2 Kommentare bei „Die etwas andere Party…“

  1. Ich finde es total super, dass du dich getraut hast, deine Einladungen entsprechend zu gestalten. Ich behalte ja immer noch für mich, dass wir so leben. Ich hab erst Weihnachten wieder ein ordentliches Maß an dämlichen Veganer-Sprüchen zu hören bekommen, ich möchte momentan ehrlich nicht auch noch welche über meinen Müll hören… 😀 Du hast ein supertolles Buffet gehabt! Alles Gute nachträglich zum Geburtstag! 😉

    1. Liebe Ilka,
      herzlichen Dank für deinen Glückwunsch!
      Ich hatte wirklich lange überlegt, ob ich das ansprechen kann. Aber da mein Freundeskreis das nun eh nach und nach mitbekommen hatte, habe ich es einfach mal riskiert und sie sind immer noch meine Freunde 🙂 Ein lieber Kollege meinte mal: „Du siehst gar nicht aus wie so ne Öko-Tante!“ und ich finde, grad solche Gelegenheiten zeigen ja, wie einfach und lecker und spaßig zero waste und vegan sein kann und dass das dann auch gar nicht so anstrengend ist. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit vielen netten Momenten. Und die Sprüche, die kamen, waren wirklich nicht böse gemeint. Bei meiner Familie sieht das leider meist etwas anders aus, da würde ich das traurigerweise nicht machen…
      LG, Ica
      PS: habe deine vegane Mandeltarte gemacht, als meine Schwiegereltern da waren. War wirklich lecker und kam gut an – trotz vegan!

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