Ist doch alles eh für’n A…. Fazit der plastikfrei-Challenge

Sehr verspätet mein Fazit aus der Plastikfrei-Challenge im November:

Abgesehen von aufgebrauchten Vorräten, die es zukünftig unverpackt aus Annas Laden oder im Glas gibt, und einem Wiedergeben der Gelüste, ist eigentlich kein Plastikmüll angefallen:





Also eigentlich alles gut, da es Plastik ist, das in Zukunft wohl nicht mehr anfallen wird. Und eigentlich könnte ich glücklich sein und sagen, dass ich zumindest im Lebensmittelbereich keinen wirklichen Plastikmüll mehr verursache. Und dann, BAM, muss mensch Klopapier kaufen:

Und dann ist das gute Gefühl auch schon hin. Thema vieler „plastikfrei“-Blogs ist das Nicht-Vorhanden-Sein von unverpacktem Toilettenpapier. Alternativen zu konventionellem Klopapier möchte ich hier nicht aufzeigen, doch bin ich grad irgendwie an einem Punkt, an dem ich mir denke, ist doch alles für den Ar***. Beim verpackungsfreien Einkauf, beim Verzicht vom Fleisch, dauernd muss man sich irgendwie rechtfertigen und erklären. Beim Einkaufen steht man vor der Wahl, Pflanzenmilch im wirklich umweltschädigenden Tetra-Pak oder wirklich umweltschädigende Kuhmilch im Pfandglas. Veganes Joghurt in Plastik oder Tierjoghurt im Pfandglas. Wie soll es etwas bewirken, wenn ich im Kleinen versuche, es anders zu machen, in der Hoffnung, wichtige Ressourcen nicht zu verbrauchen, Müllberge zu vermeiden, giftige Stoffe nicht im Umlauf zu halten oder Treibhausemissioen zu verringern, wenn viele andere Millionen sich nicht einmal Gedanken darüber machen. Und dafür dann auch noch Kopfschütteln und „ist-die-irre“-Kommentare abzubekommen. JA, ich bin grade wütend, frustriert, traurig, und und und. Und grad im Moment verstehe ich jeden, der sagt, das (nachhaltiger Leben) ist doch anstrengend oder dass man für so einen Lebensstil sehr viel Zeit (zum Selbermachen) braucht. Denn ich habe grad kaum freie Zeit. Und dann stehe ich vor der oben genannten Wahl und muss das mehr oder weniger kleinere Übel wählen. Und mich dabei ärgern. Über die Politik, die nichts macht. Über die Wirtschaft, die die Politik in ihren Händen hält und meist nur auf ihren Profit schaut und der alles andere egal scheint.  Und am liebsten würde ich auch denken, nach mir die Sintflut. Klar ist es trotz Routinen einfacher, normal im Supermarkt einzukaufen. Klar ist das verpackte und konventionelle Angebot viel reichhaltiger als bio, nachhaltig  und fair produzierte Lebensmittel oder sonstige Güter. Klar geht es schneller, alles einfach schnell irgendwo einzukaufen, am besten per Internet mit Lieferung direkt ins Haus, als Pflanzenmilch oder Klamotten selbst zu machen/nähen. Und trotzdem schaffe ich es nicht. Ich werde es auch nicht schaffen, die Politik oder die Wirtschaft oder die Welt zu verändern. Aber ich möchte einfach nicht meinen Mut und meine Hoffnung aufgeben. Vielleicht wird es bald normal sein, dass alle das gleiche Ziel haben. Vielleicht werden bald alle weniger Ressourcn verbrauchen, die Müllberge verkleinern, Tiere als Lebewesen betrachten und öfter mal das Rad nehmen. Vielleicht geht es bald nicht mehr um „Geiz ist geil“ und Habenhabenhaben. Und selbst wenn es nicht so ist, werde ich weiter versuchen, meinen Fußabdruck zu verkleinern. Auch wenn mich Klopapier grad fast zur Resignation (nach Wut neige ich dazu) gebracht hätte, werde ich weiter versuchen, mein Leben nachhaltiger zu gestalten. Und ich weiß, dass ich nicht allein bin. Wenn ich die zahlreichen Blogs im Internet lese, bin ich mir sicher, dass plastikfreies Klopapier nicht allzuweit weg ist.

Es ist wohl doch nicht alles für den Allerwertesten. Viele kleine Schritte bringen einen auch ans Ziel. Und wir sind viele!

8 Kommentare bei „Ist doch alles eh für’n A…. Fazit der plastikfrei-Challenge“

  1. Du sprichst mir aus dem Herzen! Manchmal frage ich mich auch, wozu ich das eine oder andere mache, wenn alle anderen es nicht so machen und meins dadurch so nichtig erscheint. Und dann ärgere ich mich auch über die Plastikfolie um den Rohrzucker… Aber deshalb will ich nicht aufgeben, auch wenn ich immer mal wieder einknicke und gerade bei Zeitmangel den einen oder anderen Vorsatz kurzfristig über Bord werfe.

  2. richtig, richtig. Apropos Rohrzucker. Neulich fand ich Rohrzucker in Papierverpackung, wie auch der übliche Zucker meist verpackt ist. Habe ich sofort gekauft. Wie groß war die Enttäuschung, als ich die Packung aufschnitt und merkte, dass sich unter der Papierschicht eine aus Plastik fand 🙁

    1. Oh man, da ging es dir so wie mir auf dem Weihnachtsmarkt, als ich Magenbrot in einer Papiertüte kaufte… Oder halt nicht, weil innen nochmal eine Plastiktüte war 🙁 aber wir lassen uns nicht unterkriegen!

  3. Eigentlich würde ich Dir gern ein paar aufmunternde Worte…. Vielleicht diese: Zwischen zwei Krisen ist immer noch genug Zeit, um sich selbst treu zu bleiben?

  4. Hi Ica,
    wie recht du hast! Du hast mir so aus der Seele geschrieben, als du deinen veganen zerowaste Alltag beschrieben hast. „Wieso können wir denn jetzt keinen Sojajoghurt mehr kaufen, Mami?“, ist nur eine der irritierenden Fragen, der ich mich stellen muss… Und dann die anderen Eltern aus dem Bekanntenkreis: „Mit anderen Worten, du arbeitest selbstständig an deinem Herzinfarkt?“

    Puh… Aber du hast recht! Standhaft bleiben! Es geht weiter! (Und stolpern ist erlaubt ;). )

    LG, Ilka

  5. Hallo, Ica!

    Das ist ein sehr berührender Bericht – es tut gut, zu lesen, dass der Weg in ein besseres Leben auch bei anderen manchmal steinig verläuft. Aber ich glaube auch, dass wir uns von kleinen Rückschritten nicht entmutigen lassen und das Ziel im Auge behalten sollten – denn auch denn der Sturm tobt, können wir kleine Schritte vorwärts machen, wenn wir die Kraft und vielmehr noch: den Willen haben, uns gegen den Wind zu stemmen.

    Ich finde es auf jeden Fall vorbildlich, was du für dich und deine Familie in punkto Ernährung und bewusstes Leben erreichen möchtest – und auch schon erreicht hast. Das ist sehr inspirierend. 🙂

    Liebe Grüße
    Jenni

    1. Danke! Bei so lieben und aufmunternden Worten kann ich ja nur weiter vorwärts gehen!! Wir bleiben am Ball! LG und nochmals Danke!

      1. Gerne. Und ich danke dir für ehrliches und reflektiertes Teilen deiner Erfahrungen. Das regt zum Mitmachen und Nachdenken an. 🙂

        Liebe Grüße
        Jenni

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