Heidelberger Frühjahrsputz 

Endlich ist das Wetter wieder besser und der Frühling spürbar. Das war für mich besonders wichtig, denn gestern nahm ich zusammen mit meinem Verein beim Heidelberger Frühjahrsputz teil (und im Schneematsch oder Dauerregen hätte das bestimmt nich annähernd so viel Spaß gemacht!). Vereine, Einzelpersonen und Familien können an verschiedenen Putzaktionen teilnehmen und so Vereinsgelände, Feld-, Wald- und Wiesenwege sowie Wiesen und Wälder von Müll befreien. Eine meiner Meinung nach sehr sinnvolle Beschäftigung, fressen doch viele Wildtiere kleine/kleinste Müllteile und verenden dabei qualvoll. Außerdem gelangen viele der Schadstoffe aus dem Müll in die Umwelt, verseuchen damit Böden und Grundwasser und schaden so nicht nur der Tier- und Umwelt, sondern irgendwann auch uns Menschen selbst, da alles auf der Erde einen fortlaufenden Kreislauf bildet.
Also eigentlich eine typische Öko-Aktion, könnte man meinen. Ich kam aber zu dieser Aktion eher wie die Jungfrau zum Kinde und habe erst in letzter Minute von dieser Aktion gehört, da unser Verein noch dringend Helfer fürs Müllsammeln gesucht hat. (Da wurde unsere Abteilung scheinbar bisher übergangen.) Da ich aber ja ein so eine „Öko-Tante“ bin und mir vorgenommen hatte, dieses Jahr nicht nur in meinem stillen Kämmerlein etwas für die Umwelt zu tun, nahm ich teil und unterstütze damit auch noch ganz nebenbei meinen Verein.
Also stand ich Samstagvormittag in der schönen Frühlingssonne zusammen mit anderen Freiwilligen aus dem Verein auf dem Feld, um mit schönen orangefarbenen Warnwesten an der Auftaktveranstaltung des Heidelberger Frühjahrsputzes teilzunehmen. Diese Auftakt- Veranstaltung richtet sich an Vereine, die ein bestimmtes Gebiet zugeteilt bekommen. Dieses müssen sie abgehen und dabei den herumliegenden Müll sammeln, dafür haben sie zwei Stunden Zeit. Am Ende gibt es eine kleine Siegerehrung mit kulinarischer Versorgung, bei der der Verein geehrt wird, der gewichtsmäßig am meisten Müll gesammelt hat.
Bei der Siegerehrung war ich nicht mehr dabei, weiß also auch nicht, wie viel Müll wir gesammelt haben und ob wir gewonnen haben (was für mich bei dieser Aktion auch mehr als zweitrangig war). Interessiert hätte es mich, wie viel Müll wir gesammelt haben und was gesamt in der Heidelberg Gegend so an Müll rumfährt.
Vor lauter Müllsammeln kam ich gar nicht dazu, wirklich viele Bilder zu machen, möchte euch hier aber doch die ein oder andere „Impression“ liefern:

Ich muss sagen, ich war ehrlich gesagt auf viel mehr Müll eingestellt und musste feststellen, dass es sich in Grenzen hielt, zumindest an einigen Feldwegen. Direkt an den Bahngleisen gab es unglaublich viel Müll, neben den berühmt-berüchtigten Coffe-to-go-Bechern viele Bäckertüten, Tempos, aber auch Bauschutt und unglaublich viele Glasscherben (keine Ahnung, woher). Generell fanden wir viele Flaschen. Schockierend fand ich, dass ich aus dem Feld, das beackert und umgepflügt war, PET-Flaschen und Süßigkeiten-Verpackungen fand. Untergepflügt! Das heißt, es findet sich auch früher oder später in unserer Nahrung. Muss erst der erste Mensch an Plastik sterben, wie es schon bei Meerestieren oder Vögeln der Fall ist, bevor die Politik der Wirtschaft Einhalt gebietet?!
Neben diesem -für mich- ziemlichen Aufreger und den obligatorischen zahlreichen Tempos, Coffe-to-go-Bechern, Bonbonpapieren und Bierflaschen, fand sich auch Kurioses, dessen Weg aufs Feld ich mir nur teilweise erklären kann: Fahrradsattel, Fahrradleuchten, Batterien, Schraubenzieher, Warnblicklichtschalter von einem Auto, Feuerzeuge, Blumentöpfe (aus Plastik), Hosen und Oberteile sowie Kopftücher, Metallteile, Metallketten und PVC-Platten….
Dies alles ergab fünf mehr oder weniger volle Müllsäcke auf gefühlt nicht einmal 5km Weg… Ganz zu schweigen von den zahlreichen Zigarettenschachteln und Zigarettenstummel, die wir gar nicht alle sammeln konnten (zu Zigarettenstummeln und ihren Auswirkungen auf die Umwelt folgt ein gesonderter Beitrag).

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Diese Sachen war aber noch lang nicht der kurioseste Fund. Mitten in einem Gebüsch fand ich dieses Prachtstück, was ich zuerst aus der Ferne für ein Spielzeug von Fasching hielt. Als ich es aber rauszog, stellte sich heraus, dass es nicht aus Plastik und durchaus „echt“ ist.

img_0588Ein Luftdruckgewehr. Was die Menschen nicht alles wegwerfen. Ich habe es mal mitgenommen, auch wenn ich keine direkte Verwendung habe. Wer sie hat, möge sich gerne bei mir melden, aber für ne Müllpresse war es mir dann doch irgendwie zu schade.
Heute ist für Familien und Einzelpersonen das „Reinigen“ von Wald- und Wiesenflächen angesagt. Trotz des schönen Wetters musste ich heute bei mir selbst Putzen und auch einiges Vorbereiten, was ich sehr schade finde. Nächstes Jahr achte ich gezielt auf die Aktion und plane mir diese Tage bewusst ein, denn ich finde, die Aktion macht sehr viel Sinn und man lernt ganz nebenbei nette Menschen kennen.
Für mich bleibt, dass ich in zwei Stunden auf dem Feld mehr Müll eingesammelt habe, als ich zwischenzeitlich in einem Jahr produziere. Das macht mich traurig und wütend zugleich. Ich meine, ein Tempo oder ein Bonbonpapier sind schnell mal aus der Tasche gefallen, aber Bauschutt, Coffe-to-go-Becher, etc. verliert man nicht mal eben so. Es könnte einfach jeder etwas mehr darauf achten. Nicht nur für die Umwelt, sondern auch für sich selbst, denn schließlich landet das irgendwie durch die Nahrungskette ja doch auch bei uns.
Von vielen Kommentatoren auf meine Rückblicke zum zero-waste weiß ich, dass einige von euch im Alltag Müll aufsammeln und wegwerfen, ganz ohne diese gezielte Aktionen. Ich möchte das im Alltag nun auch vermehrt machen, wie haltet ihr das? Ärgert ihr euch nur drüber? Seid ihr wütend oder traurig? Sammelt ihr auch mal etwas auf?
Und vor allem: wie steht ihr zu den Kippen?!
Viele Grüße und einen guten Start in die neue, hoffentlich sonnige Woche!

11 Kommentare bei „Heidelberger Frühjahrsputz “

  1. Mich macht so viel Müll immer betroffen. Vor meinem Haus gibt es einen breiten, abfallenden Grünstreifen zwischen Staßenbahn und Straße. Gerade jetzt mag ich den sehr, weil dort so viele Frühlingsblumen blühen. Da macht es mich aber umso wütender, wenn ich aus der Straßenbahn raus sehe, dass überall zwischen den Krokusen Müll von McDonalds und Kaffeebecher liegen. Ich sammle ihn aber leider wirklich selten ein, eigentlich nur, wenn ich wirklich daran vorbei laufe. Extra hin gehe ich nicht, zum Glück hat Augsburg da aber gute Stadtarbeiter. Ich versteh nur nicht, warum man nicht einen der Mülleimer nutzen kann, die alle 50 Meter stehen.

    1. Das verstehe ich auch nicht. Ich unterstelle den „Wegwerfern“ nicht einmal, dass sie das aus bösen Willen machen. Ich glaube, viele sind einfach unachtsam und sich gar nicht bewusst, was ihr Verhalten für Auswirkungen haben kann… Wobei meiner Meinung nach immer noch der Müll der beste ist, der gar nicht erst verursacht wird… LG

      1. Ich glaube auch, dass es einfach Gedankenlosigkeit ist. Wenn man nachts nach dem Feiern sich noch was zu Essen holt, dann immer mit Müll. Sein muss es nie! Den Hungerflash kenn ich, aber ich mag meine Restepfanne, dies dann bei mir zuhause gibt 🙂

        1. Die Restepfanne ist einfach unschlagbar 🙂 genauso wie Mitternachts-Spaghetti 🙂

  2. Solche Aktionen finde ich sehr sinnvoll und es gibt sie ja erfreulicherweise an vielen Orten. Ich kenne sie auch noch als „Müllputzete“ am Kocher, wo die Jugendfischer die Ufer von Unrat und Müll befreit haben. Sogar hier in der Großstadt ziehen Gruppen los, um Parks oder Spielplätze zu säubern. Das Gewehr ist aber wirklich ein kurioser Fund. Da hatte wohl jemand Angst, dass er als Waffenbesitzer Strafe zu erwarten hat. LG ?Sigrid?

    1. Ja, ich finde die Aktion auch sehr sinnvoll und frage mich, warum ich nicht eher an so einer Aktion teilgenommen habe. Allerdings fällt mir seitdem noch mehr Müll auf. Ein Teufelskreis 🙂
      LG

      1. Habe dich für liebster Award nominiert, weil du dich so sehr engagierst und das noch mehr Leute lesen sollten. Schau mal nach. Weiß nicht mehr, wohin ich dir das geschrieben habe. LG sigrid

        1. Schon gesehen und geantwortet! Herzlichen Dank dafür!

  3. Sehr lobenswerte Aktion.

  4. Hallo Ica,
    gute Aktion! Bei uns war es leider unter der Woche. Es macht mich täglich sprachlos und gleichzeitig vollkommen fertig wie Menschen so achtlos und ignorant ihren Hausrat, Hundebeutel, To-Go Becher etc. entsorgen. Ich bin für mehr Strafen und verpflichtende Sammelaktionen, z.B. anstatt Schulausflug, Incentiv etc. Ist nicht sehr liberal aber wie sollen die Leute es lernen. Es geht doch fast alles nur über Zwang oder Geld. Gerade die Menschen, die sich engagieren sind sicherlich nicht die, die ihren Müll aus dem fahrenden Auto werfen. Hauptsache nicht bei mir – egal wohin. Und am Ende landet alles über die Flüsse im Meer. Zum Heulen. Und dann finden wir uns sauber, gut organisiert und fortschrittlich – LG Esther

    1. Liebe Esther, mich macht es auch oft sprachlos. Ich möchte ihnen eigentlich auch Achtlosigkeit unterstellen, bei einigen Dingen muss man dann doch leider davon ausgehen, dass die Leute es bewusst weggeworfen haben, weil die regelkonforme Entsorgung wohl zu anstrengend, zu kompliziert oder zu teuer wäre. Und vermutlich bekommt man die Menschen tatsächlich nur über horrende Geldstrafen zu einem achtsameren Umgang, denn da sind dann doch die meisten sehr empfindlich. In diesen Fällen sehe ich die Politik im Zugzwang, sie sollte sich auch das „Entsorgunssystem“ von Industrie/Wirtschaft näher anschauen und überdenken, ob das wirklich sauber, organisiert und fortschrittlich ist…
      Es grüßt dich nicht ganz sauber, Ica 😉
      PS: manchmal frage ich, wer nicht ganz sauber ist? Wir „Alternativen“ oder die „Anderen“… Aber das würde jetzt wohl noch ein größeres Fass aufmachen…

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