Second Hand = nachhaltiger Konsum?!

Letzte Woche stellte Jojo in einem Gastbeitrag das Kleidertauschen als mögliche nachhaltige Alternative beim „Kauf“ von Kleidung vor. Wenn man sich die Frage stellt, wie man nachhaltig konsumieren kann, steht man oft vor der Prämisse, dass laut einigen Berichten kein Konsum nachhaltig sein kann, weil immer Ressourcen in Form von Rohstoffen, Energie und Wasser benötigt werden. Die nachhaltigste Möglichkeit – ganz im Sinne des Minimalismus – wäre also nichts zu kaufen. Manchmal braucht man aber etwas wirklich, man kann ja schließlich nicht ohne Erregung öffentlichen Ärgernisses nackig durch die Straßen laufen. Eine Möglichkeit Konsum nachhaltiger zu gestalten, wäre auf bekannte Fairtrade- und Ökosiegel zu achten. Diese haben aber ihren Preis und den kann sich definitiv nicht jeder leisten. Vor allem bei Kindern, die schnell aus ihren Sachen herauswachsen, ist das eine Kostenfrage. Eine kostengünstige und sehr nachhaltige Alternative bietet der Second Hand-Markt.

Wo kann ich alles gebrauchte Dinge kaufen?

Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, um an gebrauchte Kleidung, Handys, Fahrräder, Bücher, Filme,…. zu kommen. Sowohl online als auch in seiner Nachbarschaft. Gängige Online-Portale sind unter anderem ebay, ebay Kleinanzeigen, Shpock, reBuy (eher für technische Geräte), Kleiderkreisel, Booklooker (super für Bücher) und Fairmondo (viele nachhaltig und fair produzierte Produkte). Wer eher in seiner „Nachbarschaft“ unterwegs sein möchte, kann auf lokale Netzwerke (z.B. nebenan.de), Second Hand Läden oder Flohmärkte zurückgreifen.

Warum ist das Kaufen von gebrauchten Dingen nachhaltig?

Wie bereits oben erwähnt verbraucht jedes Gut, unabhängig davon ob Kleidung, Fahrrad, Handy, Buch, bei der Herstellung Ressourcen in Form von Rohstoffen, Energie und Wasser. Logische Konsequenz ist, dass beim Kaufen eines gebrauchten Guts, diese Ressourcen nicht erneut benötigt werden (teilweise werden natürlich Ressourcen für den Transport verwendet, dazu unten mehr). Die Herstellung einer Jeans benötigt ungefähr 8.000 Liter Wasser. Kaufe ich diese Jeans von jemanden ab, dem sie nicht mehr passt (oder warum auch immer), werden keine neue Ressourcen verbraucht. Salopp gesagt hat meine Jeans dann „nur“ noch 4.000 Liter Wasser benötigt.

Mit dem Kauf von Gütern unterstützt man immer den Hersteller dieses Gutes, allerdings ist der Marktanteil von nachhaltig und fair produzierten Unternehmen bisher sehr gering. Beim Second Hand Kauf fällt die direkte Unterstützung weg. Bei technischen Geräten, bei denen z.B. Seltene Erden für die Herstellung benötigt werden, ist das meiner Meinung nach ein wichtiger Punkt. Viele dieser Rohstoffe werden unter grausamen Bedingungen in illegalen Minen von Kindern gefördert, die Gewinne aus den Minen finanzieren nicht selten Warlords vor Ort.

Ein weiterer Punkt der aus Sicht der Nachhaltigkeit für das Kaufen von Second Hand Waren spricht, ist die Verlängerung der Nutzungsdauer der einzelnen Dinge und reduzieren dadurch das Müllaufkommen. Je länger Dinge genutzt werden, desto weniger muss neu produziert werden, umso weniger kann auf den Müll kommen (vor allem bei technischen Produkten mit giftigen Bestandteilen relevant).

Allen in allem schont der Second-Hand-Kauf also das Klima, da er die natürlichen Ressourcen schont und die Umwelt nicht durch Müll belastet.

Was bringt mir persönlich das Kaufen von gebrauchten Dingen?

… fragen sich jetzt vielleicht einige. Ist es doch umständlich, wenn man erst mal eine passende Auktion finden muss und dann kann man den gewünschten Gegenstand doch nicht ersteigern. Oder man findet gar nicht erst das Gesuchte, obwohl man schon in drei Second-Hand-Läden und auf zwei Flohmärkten war! Das schlagende Argument für das Second-Hand-Kaufen, sieht man mal von der Nachhaltigkeit ab, ist sicherlich, dass viele Dinge weniger, teilweise nur noch einen Bruchteil ihres ursprünglichen Neukaufes, kosten. (Man kann sich also auch als Student einen nachhaltigen Konsum leisten.) Vor allem bei schnell wachsenden Kindern, die alle 2 Monate eine Große größer brauchen, kann man da also viel Geld sparen. Bei Textilien ist es auch häufig so, dass sie durch das Färben etc. giftige Stoffe im Gewebe enthalten können. Bei Second-Hand Stücken, die meistens schon den ein oder anderen Waschgang hinter sich haben, ist das meist nicht mehr der Fall. Neben der Nachhaltigkeit und der finanziellen Ersparnis spricht die eigene Gesundheit für das Kaufen von Second-Hand-Gegenständen.

Gegenargumente

Ja, Second Hand-Kaufen ist teilweise aufwändiger und zeitintensiver als einfach in den Laden zu gehen und das passende Stück zu kaufen. Und ja, die Energie, die die Server benötigen, um die ganzen Online-Portale am Laufen zu halten, sind auch immens. Und dann noch die ganzen Pakete und Transportwege, wenn wegen einer Mütze ein Paket quer durch Deutschland verschickt wird. Aber, seien wir mal ehrlich: es ist wirklich selten, dass man ein Ding ganz dringend und per Eillieferung braucht. Viele Server werden zwischenzeitlich mit nachhaltiger Energieversorgung betrieben. Und nur weil man „First-Hand“ kauft, heißt das nicht, dass man das nicht auch online macht…

 

Die Gegenargumente können meiner Meinung nach nicht die Pro-Argumente aufwiegen, und so versuche ich möglichst viele Dinge, die ich nach reiflicher Überlegung brauche, gebraucht zu kaufen. Das gesparte Geld kann ich dann in nachhaltig und fair produzierte Stücke stecken, die ich nicht gebraucht bekommen habe. Oder man gönnt sich mal ein leckeres Eis oder sonst was Schönes. Hier eine kleine Auswahl an Dingen, die ich in den letzten Jahren Second-Hand gekauft habe:

 

Natürlich hat die Nachhaltigkeit seine Grenze, wenn ich mir jeden Tag ein Second-Hand-Ding gönne oder das gesparte Geld in den nächsten Flugreise-Tripp investiere. Ich denke, ein bewusster Konsum in Form von einer gründlichen Überlegung, ob man das Ding nun wirklich braucht, ist -unabhängig ob neu oder gebraucht – immer der erste Schritt. Aber dann darf man sich auch ab und zu mal was gönnen…

Kauft ihr Second-Hand? Was sind eure Motive? Und wo kauft ihr am liebsten gebraucht ein?

 

 

Dieser Artikel wandert zur Blogparade einfach.nachhaltig.besser.leben.

Titelbild von Onur Bahiçivancilar

 

Ein Kommentar bei „Second Hand = nachhaltiger Konsum?!“

  1. Hallo!

    Ich gehe in einen Umsonstladen/Kostnixladen um das zu suchen, was ich brauche. Das ist eine sehr gute Möglichkeit an gebrauchte Dinge zu kommen, die noch dazu alle aus der Region sind.

    Natürlich braucht es oft ein bisschen Zeit um genau das zu finden, was man will. Aber dafür ist die Freude umso größer, wenn es dann so weit ist 🙂

    lg
    Maria

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